2012 
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L'article suivant a paru fin septembre 2012 dans Homberg aktuell. Un rapport en français se trouve en bas de la page - cliquez ici

Bericht von einer Fahrt auf der Kanonenbahnstrecke

Wahrscheinlich weiß jeder erwachsene Homberger, dass zu der Homberger Bahnhofstraße auch ein wirklicher Bahnhof gehörte und dass die Strecke, die da über Malsfeld durch den Knüll über die Relbehäuser Brücke und Homberg weiter Richtung Treysa führte und heute nicht mehr existiert, die Kanonenbahn genannt wurde. Sie ist nach dem Krieg mit Frankreich 1870/71 für einen neuen Krieg gebaut worden, der dann auch kam. 1914 brachten Tausende von Zügen die Rekruten und ihre Bewaffnung über die Kanonenbahnlinie an die Front. Die Bahnlinie kam aus Berlin, aber in diese Richtung kann man schon seit langem nicht mehr fahren, da sind Tunnel zugeschüttet, Brücken abgerissen und Gleise entfernt. Ich habe mich mit dem Deutsch-Französischen Partnerschaftsverein einmal aufgemacht um zu sehen, wohin man mit dieser Bahn in Westrichtung kommt, und wir sind die Strecke, die westlich von Treysa durchaus noch existiert, am 15. September entlang gefahren. 

Die Teilnehmer mussten viel Geduld mitbringen, denn die Fahrt dauert mehr als 8 Stunden, weil sie sehr zerstückelt ist. Sie führt aber durch sehr schöne Landschaften: die Lahn hinunter bis zu ihrer Mündung in den Rhein und dann die Mosel hinauf über Trier und Thionville bis nach Metz. An Lahn und Mosel fährt man auf der deutschen Seite an über 40 Burgen und Schlössern vorbei und die Eisenbahnbauten werden nach Westen hin immer spektakulärer: Weil es 1871 im Moseltal noch keine Eisenbahnlinie gab, konnte der preußische Generalstab die gesamte Moselstrecke planen.
In Metz hat das Deutsche Reich eine neuen Bahnhof gebaut, der ganz darauf abzielte, die deutsche Herrschaft zu glorifizieren. Gleich vom Ankunftsbahnsteig aus kann man in einen prunkvoll überladenen Empfangsraum („Salon Charlemagne“) gehen, wo sich ein Kirchenfenster befindet, das Karl den Großen überlebensgroß auf seinem Thron darstellt. Der Rückbezug auf das mittelalterliche Kaisertum sollte die Herrschaft von Kaiser Wilhelm rechtfertigen. 

 

Ankunft der Reisegruppe


Ein Homberger und ein Noailler vor Karl dem Großen

Der Bahnhof von Metz 

Innen hat der Bahnhof reichen Figurenschmuck an den Säulenkapitellen und auch von außen erinnert er an eine Kirche. Das ganze Bahnhofsviertel ist in dieser Zeit neu gebaut worden und wirkt sehr preußisch im Gegensatz zu der Stadt Metz. Sie ist eine lebhafte französische Regionalmetropole. Sie hat die älteste Kirche Frankreichs, Saint-Pierre-aux-Nonnains, für die ein römisches Gebäude verwendet wurde und Baudenkmäler aus 2000 Jahren: aus dem Hochmittelalter, der Zeit des Absolutismus, dem 19. Jahrhundert, das auch deutsche Architektur in anderen Stadtteilen hervorgebracht hat wie z. B. die evangelische Kirche „Le Temple Neuf“, beeindruckende Befestigungsanlagen aus dem 13. bis 20. Jahrhundert und moderne Architektur wie das Centre Pompidou de Metz. Es ist ein Ableger der Pariser Kulturinstitution (der erste in der französischen Provinz!), der auch auf die Bestände der Zentrale zugreifen kann und hochkarätige Ausstellungen bietet. Als wir in Metz waren, lief die Ausstellung 1917, ein Querschnitt durch die Weltkunstproduktion dieses einen Kriegsjahres.

Die Fahrt hat allen Teilnehmern sehr gut gefallen und wir danken der Kreisparkasse Schwalm-Eder und der Stadt Homberg, die sie subventioniert haben.

Dr. Heinz Nöding


Das Centre Pompidou de Metz – Fotos B. Palazzolo-Nöding

 

 

Die "Kanonenbahn"

Wir sind nach Metz gefahren, um dort  französische Freunde zu treffen und ein Wochenende zu verbringen, die Stadt und den Bahnhof zu besichtigen und wir haben dazu die direkte Zugverbindung durch die Täler von Lahn und Mosel genommen.

Aber warum diese Strecke (wo man doch über Frankfurt viel schneller fährt)?

Ein bisschen Geschichte: Preußen hatte in dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 Frankreich vor allem wegen seines überlegenen Eisenbahnnetzes besiegt – die Eisenbahn befand sich damals in allen Staaten noch im Aufbau -: die preußischen und verbündeten Truppen der anderen deutschen Staaten waren mit Zügen sehr schnell an die französische Grenze gebracht worden und hatten den französischen Truppen, die noch ihren Nachschub organisierten, in doppelter Mannschaftsstärke gegenüber gestanden und sie dann schnell besiegt. Der Krieg hatte sich danach zwar in die Länge gezogen, weil die inzwischen entstandene französische Republik den Krieg weiter führte und den Deutschen hohe Verluste zufügte aber letztlich doch verlor.

Ergebnis dieses Krieges war die Gründung des Deutschen Reiches in Versailles (eine große Provokation gegenüber Frankreich), die Annexion Lothringens und des Elsass – auch die damals sehr stark befestigte Stadt Metz war den Preußen in die Hände gefallen - und eine lang währende tiefe Feindschaft zwischen den beiden Staaten ... und ihren Völkern.

Der deutsche Generalstab wollte nach dem Krieg das strategische Eisenbahnnetz – seine Trumpfkarte von 1870 – noch ausbauen und verlangte eine fast schnurgerade Direktverbindung von 805 km von Berlin nach Metz, die dann in den folgenden Jahren unter Verwendung von passenden Teilstücken des bestehenden Netzes auch gebaut wurde.

Diese Bahnstrecke kam von Berlin her über Waldkappel, Malsfeld und die damals neu gebauten Bahnhöfe Niederbeisheim, Oberbeisheim, Remsfeld, Homberg/Efze in unsere Gegend und führte dann auf der vor Kurzem noch für Nostalgiefahrten benutzten Strecke nach Treysa.  

                         

Le « chemin de fer des canons »

Nous nous sommes rendus à Metz pour y passer un week-end avec des amis français, visiter la gare et la ville de Metz et, pour ce faire nous avons pris le chemin de fer direct le long de la rivière Lahn et de la Moselle.

Mais pourquoi cet itinéraire ( vu que via Francfort on irait beaucoup plus vite) ?

Un peu d’histoire : Dans la guerre de 1870/71, la Prusse avait vaincu la France surtout grâce à son réseau ferroviaire supérieur à l’époque – dans tous les états le chemin de fer était encore en construction - : les troupes allemandes avaient été portées très vite à la frontière française avec toutes leurs armes et ils étaient deux fois plus forts en nombre que les soldats Français qui étaient encore en train de s’organiser. Les Prussiens ont très vite gagné les premières battailles, Napoléon a été destitué et fait prisonnier, la République proclamée, mais bien qu’elle ait repris les armes et causé des pertes énormes aux Allemands elle n’a pas pu empêcher leur victoire.

La guerre avait comme conséquences la fondation de l’Empire Allemand à Versailles (provocation énorme pour les Français), l’annexion de l’Alsace et de la Lorraine – même Metz, bien que très fortifiée, était tombée aux mains des Prussiens – et une confrontation ennemie pour très longtemps des deux états … et de leurs peuples.

Après la guerre, l’état major allemand voulant perfectionner encore son système de chemins de fer stratégiques qui avait été son atout en 1870 décida la construction d’une ligne directe de 805 km – projet presqu’inconcevable au XIXe siècle – de Berlin à Metz. Et la ligne fut construite à partir des années 1870, en intégrant, là où c’était possible, des lignes existantes.

Elle traversait notre petite région du nord de la Hesse, venant de Thuringe, passant par Waldkappel, puis Malsfeld et les nouvelles gares de Niederbeisheim, Oberbeisheim, Remsfeld et Homberg/Efze, ligne qui a été supprimée depuis très longtemps. De la, elle empruntait le chemin qui servait encore il y a peu de temps à des voyages nostalgiques avec des trains de musée pour rejoindre à Treysa la ligne encore en service.

Diese Brücke im Homberger Stadtteil Relbehausen erinnert daran, dass die Bahnlinie Berlin-Metz früher durch Homberg ging.

Les trains de Berlin à Metz traversaient ce pont dans le faubourg de Relbehausen avant d'enter à Homberg-sur-Efze

Zwischen Treysa und Berlin sind riesige Lücken, nicht nur durch die innerdeutsche Grenze sondern auch durch fehlenden Bedarf an einer Bahnstrecke in dünn besiedelten Gebieten entstanden, aber von Treysa nach Metz ist die Strecke noch befahrbar.

Unterwegs sind technische Höchstleistungen des 19. Jahrhunderts, aufwändige Tunnel- und Brückenbauten wie etwa der Kaiser-Wilhelm- Tunnel bei Cochem (4,2 km), der mehr als 100 Jahre lang der längste Eisenbahntunnel in Deutschland war, oder das Pündericher Hangviadukt und schöne Bahnhöfe wie etwa Cochem aus dem 19. Jahrhundert zu sehen. Das Geld spielte beim Bau keine Rolle, weil es um ein militärisches Ziel ging. 

Der Zielbahnhof Metz ist ein umstrittenes Monument, in dem das Kaiserreich sich in der kirchenartigen Architektur, in Statuen und riesigen Fenstern mit Bleiverglasung als Erbe des Reichs Karls des Großen darstellt, für das Metz aber in 2007 die Aufnahme in die Liste des UNESCO-Welterbes beantragt hat, also zumindest sehr sehenswürdig.

Die Bahnlinie hatte je nach dem Grad der Fertigstellung Namen wie Berlin Coblenz Eisenbahn (BCE), später Eisenbahn Berlin - Metz, aber in der Bevölkerung kam in verschiedenen Teilstrecken und so auch bei uns sehr schnell der Name „Kanonenbahn“ auf.  

Si la ligne Berlin-Metz a été fortement endommagée entre notre région et Berlin – non seulement à cause du partage de l’Allemagne, mais aussi parce qu’elle traversait des régions très peu peuplées, elle est par contre bien intacte entre Treysa et Metz.

En chemin, on passe par des paysages superbes et on voit des grands exploits techniques du XIXe siècle comme le tunnel Empereur Guillaume (4,2 km) et le viaduc de Pünderich qui ne traverse pas la Moselle mais qui est construit sur une longueur de près d'un  km dans le vignoble très raide de la Moselle, et des belles gares : l’argent n’avait joué aucun rôle pour les militaires prussiens. 

Le terminus de la ligne était la gare de Metz-Ville, construite par les Allemands qui avaient laissé la vieille gare de côté et qui avaient construit une gare qui rappelle une église avec une tour et des vitraux énormes représentant Charlemagne comme un précurseur de l’empereur Guillaume et d’autres détails très controversés. Quand-même la ville de Metz a demandé à l’Unesco son inscription à la liste du patrimoine mondial. Donc, cela vaut quand-même la visite.

Dans son temps, la ligne s’appelait « Ligne Berlin - Metz », mais le peuple l’a appelée très vite, dans beaucoup de régions qu’elle parcourait « chemin de fer des canons » ("Kanonenbahn").